HÜLFSKONSTRUKTIONEN

Serie und Ausstellung
Impuls/Berlin. Dezember 2012

 

"[...] Oder wollen Sie sich in einem Tropenhelm, mit sechs Löchern oben, am Kongo entlangtasten, bis Sie bei Kamerun oder da herum wieder herauskommen? Unmöglich!" -"Unmöglich? Warum? Und wenn unmöglich, was dann?" ...

... "Einfach hier bleiben und Resignation üben. Wer ist denn unbedrückt? Wer sagte nicht jeden Tag 'Eigentlich eine sehr fragwürdige Geschichte'? [... ] Es ist Torheit mit dem Im-Urwald-Umherkriechen oder in einem Termitenhügel nächtigen; wer's mag, der mag es, aber für unsereins ist es nichts. In der Bresche stehen und Aushalten bis man fällt, das ist das Beste. [...]" ...

... "Gut, gut. Aber das Jahr ist lang, und jeder einzelne Tag... und dann der Abend." ...

... "Mit dem ist immer noch am ehesten fertig zu werden. Da haben wir 'Sardanapal' oder 'Coppelia' mit der del Era, und wenn es damit aus ist, dann haben wir Siechen. Nicht zu verachten. Drei Seidel beruhigen jedesmal. Es gibt immer noch viele, sehr viele, die zu der ganzen Sache nicht anders stehen als wir, und einer, dem auch verquer gegangen war, sagte mir mal: 'Glauben Sie mir, Wüllersdorf, es geht überhaupt nicht ohne Hülfskonstruktionen.' Der das sagte, war ein Baumeister und mußt es also wissen. Und er hatte recht mit seinem Satz. Es vergeht kein Tag, der mich nicht an die 'Hülfskonstruktionen' gemahnt hätte."
aus Theodor Fontane, Effi Briest (1894), Augsburg 2011, Seite 381 f.

     

"Da tritt uns zunächst die bekannte Äußerung eines unserer großen Dichter und Weisen entgegen, die sich über das Verhältnis der Religion zur Kunst und Wissenschaft ausspricht. Sie lautet: Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, / hat auch Religion; / Wer jene beiden nicht besitzt, / der habe Religion....

... Dieser Spruch bringt einerseits die Religion in einen Gegensatz zu den beiden Höchstleistungen des Menschen, andererseits behauptet er, daß sie einander in ihrem Lebenswert vertreten oder ersetzen können. [...] Um [das Leben] ertragen zu können, können wir Linderungsmittel nicht entbehren. (Es geht nicht ohne Hilfskonstruktionen, hat uns Theodor Fontane gesagt.) Solcher Mittel gibt es vielleicht dreierlei: mächtige Ablenkungen, die uns unser Elend geringschätzen lassen, Ersatzbefriedigungen, die es verringern, Rauschstoffe, die uns für dasselbe unempfindlich machen. Irgendetwas in der Art ist unerläßlich. [...] ...

... Die Ersatzbefriedigungen, wie die Kunst sie bietet, sind gegen die Realität Illusionen, darum nicht minder psychisch wirksam dank der Rolle, die die Phantasie im Seelenhaus behauptet hat. Die Rauschmittel beeinflussen unser Körperliches, ändern seinen Chemismus. Es ist nicht einfach, die Stellung der Religion innerhalb dieser Reihe anzugeben."
aus Sigmund Freud, Das Unbehagen in der Kultur (1930), Frankfurt am Main 2007, Seite 40 f.

 

"Ohne die der Aufklärung gegenläufigen Resakralisierungsprozesse, die in der deutschen Romantik ihre Ursprünge haben, bleibt der Nationalsozialismus unerklärlich."
aus Michael Ley, Genozid und Heilserwartung, Wien 1993, Seite 246.

   

 

 

Einladungskarte Bobby and me

Light liest Freud
Installation und Performance

Der Meilenstein der Präparation
(Ausschnitt) Zeichnung, 2012, 152 x 190 cm

Ansicht mit Meilenstein der Präparation, Wie die Wissenschaft wahrhafftig versucht, die Kunst aus der Natur herauß zu reyssen und Light liest Freud

Wie die Wissenschaft wahrhafftig versucht, die Kunst aus der Natur herauß zu reyssen
Drucke, Edelweiß, 2008–12, 16 x 20 cm

Gruppenbild
Rötelzeichnung, 2010 – 12, 162 x 27,5 cm

Atemspende
Zeichnung, 2009,
je 13,5 x 18,5 cm

Ansicht mit Apokryph Nr. 1, Apokryph Nr. 2, Gruppenbild und Tropical

 

Tropical
Zeichnung, 2012, 30 x 24 cm

Apokryph Nr. 1 (Fay) und Apokryph Nr. 2
Vorlage für Bierdeckel, Zeichnungen, 2012, je 29,7 x 21 cm

Apokryph
Bierdeckel, 2012, Ø 10,5 cm, Auflage 300, Päckchen zu 10 Stück

Ansicht mit Auflagen

Ansicht Hülfskonstruktion

Der Meilenstein der Präparation
Zeichnung, 2012, 152 x 190 cm

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